Buchbesprechung BiodiversiTOT

von Dr. Marion Kotrba, Zoologische Staatssammlung München

 

 

Ob es wohl einmal zum „Wort des Jahres“ gekürt wird? Biodiversitot ist kein Rechtschreibfehler sondern ein neues Wort, das für das aktuell grassierende Artensterben steht. Nach Angabe der Autoren sterben derzeit wohl 20 000 bis 50 000 Tierarten pro Jahr aus! Fakten, die uns aufhorchen lassen. Eine Warnung, dass es langsam „ernst wird“ für Tier und Mensch.

 

 

Schon das Titelblatt des Buches fasst seine wesentliche Botschaft optisch eindrücklich zusammen. Da prangen prominent zwei mögliche Versionen unserer Erde: einmal im Wortteil „Bio“ als lebender Planet mit seinen grünen Wäldern und Savannen, seinen blauen Meeren – und dann im Wortteil „TOT“ als tote, braune Kugel. Es sind Symbole für die Zukünfte, zwischen denen wir uns heute entscheiden. Was sollten wir dabei wissen? Und was können wir tun? Davon handelt dieses Buch.

 

 

Hier sprechen nicht Politiker, nicht Journalisten oder Populisten. Hier sprechen die, die es am besten wissen müssen: Naturwissenschaftler, selbst in der biologischen Forschung tätig, mit der notwendigen fundierten Fachkenntnis in Zoologie, Meeresbiologie, Ökologie, Statistik. Michael Schrödl ist Professor mit Lehrauftrag an der LMU und Kurator an der Zoologischen Staatssammlung München. Verni Häussermann leitet die Biologische Forschungsstation Huinay in Chile.

 

 

Zwei mit ehrlichen Motiven, die sie dem Leser sehr unmittelbar offenlegen. Und zwei, die sich trauen, auch Schreckliches klar anzusprechen, gern verschwiegene Hintergründe und Zusammenhänge aufzuzeigen, Konsequenzen und Alternativen zu benennen, und sich dabei ganz persönlich einzusetzen und zu exponieren. Chapeau, Kollegen!

 

 

Sie starten eine Initiative, ja Offensive, mit doppeltem Ansatz: Einerseits Bekämpfen des Artensterbens bzw. seiner Ursachen. Andererseits, und besonders das ist neu, massive Investitionen in die Erforschung der Arten und ihrer Rolle im Lebensraum.  Denn so schön und faszinierend uns die bekannte Natur in Tierfilmen, Wissenschaftsreportagen und Bildbänden auch nahe gebracht wird, so ist doch immer noch nur ein Bruchteil der irdischen Organismen überhaupt bekannt. Größtenteils herrscht jämmerliche Ignoranz wo es um deren vielfältigen Wechselwirkungen geht. Und so oft der Mensch als Narr in dieses Gefüge eingreift, so oft rächt es sich im Nachhinein mit unvorhergesehenen, teils katastrophalen Folgen.

 

 

Beeindruckend ist die unverkrampfte, absolut authentische Art der Darstellung und der unverdrossene Optimismus, mit dem die Autoren immer wieder auf die verbleibenden Möglichkeiten verweisen und mit konkreten, einfachen Vorschlägen zu Mitmachen und Eigeninitiative ermutigen. Das geschieht ausgesprochen abwechslungsreich in Form von Erläuterungen, Geschichten, Schwerpunkten, Kommentaren, Dialogen, Frage-Antwort-Spielen oder Witzen u. ä. Der modulare Aufbau aus übersichtlichen Texten mit griffigen Zwischenüberschriften („Artenmord durch Umweltbürokraten“, „Greenwashing“, „Die böse Mär vom bösen Bio“) stellt es dem Leser frei, ob er das Buch von vorne nach hinten durchlesen, querlesen, oder einfach hie und da mal reinschnuppern möchte. Das macht den Einstieg besonders einfach und anschließend Lust auf mehr.

 

 

Das Buch (336 Seiten) ist über Books on Demand erhältlich (www.bod.de, ISBN 978-3-7448-6827-3) zu 14,99 € (Taschenbuch) oder (9,99 € (E-Book).  Nähere Informationen auf www.biodiversitot.de

 

 

Hier ist Ihre Chance auf eine qualifizierte eigene Meinung, auf Selbstbestimmung und, vielleicht, eine lebendige Zukunft. Und apropos Eigeninitiative: Lesen und unterstützen Sie die Petition „Artenvielfalt erforschen, Artensterben stoppen!“ auf www.change.org/artensterben. Sie hat schon jetzt über 55 000 Unterschriften.