Update zur Petition und Originaltext

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,

 

 

vielen herzlichen Dank für Ihre / Eure Unterschriften! Schon fast 2000 Stimmen, darunter viele WissenschaftlerInnen, für unsere recht komplexe Petition, das ist großartig!

 

 

Many thanks also to the many international signatories! We highly appreciate your support!

 

 

Auch das Team von change.org ist von unserem Anliegen überzeugt. Wir dürfen unsere Petition nun mehrsprachig international vorstellen - und wünschen auch Redezeit vor der UNO. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir unseren ursprünglichen Text dafür auf das Wesentliche komprimieren müssen. Wir haben unsere Petition zudem an das Scheitern der Sondierungsgespräche angepasst und fordern als erste Sofortmaßnahme 100 zusätzliche Stellen für TaxonomInnen von der (geschäftsführenden) deutschen Regierung.

 

 

Noch eine gute Nachricht: Unsere kompaktierte Petition wird im Newsletter von change.org einem breiten Publikum vorgestellt, mit entsprechend großen Chancen auf viele Stimmen!

 

 

Nochmals Dankeschön und, bitte, fördern / verbreiten / teilen / bewerben / kommentieren / liken Sie unsere Petition nach Kräften weiter! Dies war nur der Anfang.

 

 

Herzliche Grüße, Michael Schrödl und Vreni Häussermann

 

 

PS: Der detaillierte Originaltext der Petition bleibt hier (s.u.) erhalten:

 

 

Artenvielfalt erforschen, Artensterben stoppen!

 

Erst kürzlich entdeckten Vreni Häussermann und ihr Team das wohl größte bekannte Massensterben von Bartenwalen überhaupt. Hunderte tote Tiere, verendet in den chilenischen Fjorden, vermutlich an giftigem Plankton. Tote Wale fallen auf und lassen niemanden kalt - doch das Leben im Meer wie an Land ändert sich gerade viel fundamentaler. Wildtiere, Groß und Klein, werden immer seltener und sterben schließlich aus. Die Wissenschaft weiß:

Die genetische Vielfalt nimmt rapide ab, die globale Artenvielfalt ist massiv bedroht: Man spricht schon vom 6. Massenaussterbe-Ereignis der Erdgeschichte. Diesmal sind es weder Supervulkane noch Killer-Asteroiden. WIR sind es. Durch Vernichtung von Lebensräumen wie artenreichen Regenwäldern und Korallenriffen. Durch industrielle und rücksichtslose Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft und durch zunehmende Umweltverschmutzung (Plastik im Meer, Gifte, usw.). Dazu kommen der allseits bekannte Klimawandel, die damit verbundene, nicht weniger erschreckende Ozeanversauerung und viele weitere, rasant zunehmende globale Bedrohungen. Der Artenschwund ist die wohl am übelsten überschrittene und leider auch die einzige irreversible "planetarische Grenze". Beim Aussterben gilt: „Futsch ist futsch“, mit unabsehbaren Konsequenzen für uns alle. Doch kaum jemand schert sich bisher darum.

Selbst im aktuell auf change.org geforderten, äußerst unterstützungswerten Generationenvertrag taucht bisher kein Punkt „Erhaltet das Leben und seine Vielfalt“ auf!

Schon erstaunlich, denn analog zu einer Weisheit über individuelle Gesundheit: Biodiversität ist zwar nicht alles, aber ohne Biodiversität ist alles nichts!

Am erschreckendsten finden wir aber die völlige Unkenntnis, wie viele Arten es eigentlich auf der Erde gibt. Gut 1,5 Millionen Tierarten sind der Wissenschaft (mehr schlecht als recht) bekannt. Aber ständig finden wir Taxonomen neue Lebensformen und beschreiben gut 15.000 neue Arten pro Jahr. Sind es also insgesamt 3 oder 5 oder 10 oder 100 Millionen Tierarten? Und wie viele davon sterben gerade aus? Man schätzt 20.000 bis 50.000 Arten verschwinden pro Jahr. Alle paar Minuten eine, Tendenz steigend. Wie viele und welche Arten bleiben wohl bis 2050 übrig, wie viele bis 2100? Werden unsere dramatisch verarmten Böden, Wälder und Meere dann noch funktionieren? Und was genau verlieren wir mit der schwindenden genetischen und ökologisch-funktionellen Diversität neben Nahrungsmitteln, möglichen Arzneistoffen und der Funktion natürlicher Systeme noch alles? NIEMAND weiß es auch nur annähernd! Das muss sich schleunigst ändern!

Wir brauchen dringlichst Daten, welche Arten es wo gibt und was sie dort tun. Solange es sie noch gibt. Denn klar ist: Man schützt nur, was man schätzt, und man schätzt nur, was man kennt. Also brauchen Arten eine Identität! Sie brauchen, wie wir Menschen auch, Namen, Gesichter und Geschichten, um in ihrer Existenz wahrgenommen und in ihrem Recht auf Existenz akzeptiert zu werden. Wir Artenforscher würden gerne endlich eine umfassende Inventur des Lebens auf unserer Erde durchführen. Die massive und bedrohte Vielfalt mit Namen und Identitäten versehen und möglichst rasch ans Licht der Öffentlichkeit bringen. Damit uns Menschen hoffentlich noch rechtzeitig bewusst wird, für welche Fülle an Arten, an Leben, an Leistungen in der Natur wir verantwortlich sind. Die nötigen modernen Techniken und Methoden für das Menschheitsprojekt „Erfassung aller Tierarten“ haben wir, was fehlt sind Stellen und Geld.

Leider sind wir TaxonomInnen zwar Vertreter einer der ältesten Wissenschaftsdisziplinen überhaupt, jedoch selber am Rande des Aussterbens. Weltweit zurückgedrängt aus den Universitäten arbeiten wir in ein paar, meist dürftig finanzierten Instituten und Museen, in denen wir mit minimalen Mitteln unser Möglichstes in Sachen Artenforschung tun. Das reicht aber nicht annähernd, die Arten sterben bereits schneller aus, als wir sie erforschen und beschreiben, Tendenz stark steigend! Um es kurz zu sagen: Für jede der vielleicht 5 Millionen unentdeckten Tierarten bräuchten wir zusätzlich mindestens 4000 Euro. Macht 400 Millionen Euro über die nächsten 50 Jahre, also etwa 20 Milliarden insgesamt, global. Utopisch? Nein, sondern klug, selbst wenn man es rein wirtschaftlich betrachten möchte! Unser Vorhaben einer globalen Arteninventur ist eine extrem lohnende Investition, ökologisch und ökonomisch: Man schätzt, dass durch den Artenschwund bereits materielle Werte (z.B. Nahrungs- und Arzneimittel, Ökosystemleistungen wie Erträge in Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft) in Höhe von 5 Billionen Dollar verloren gehen, pro Jahr! Von ideellen Werten (z.B. Verantwortung für das Leben) gar nicht zu sprechen.

Damit aus der Vielfalt des Lebens, der Biodiversität, nicht allzu bald und überraschend „BiodiversiTOT“ wird, haben wir ein aufrüttelndes, kritisches, auch provokantes Buch geschrieben (www.biodiversitot.de). Ein erster Ansatz, sicher verbesserungsfähig, dafür gewürzt mit unserem Engagement und der Erfahrung aus ein paar Jahrzehnten Forschung in allen Meeren und auf allen Erdteilen. Mit der Bitte um Spenden für die taxonomische Forschung schicken wir es an alle deutschsprachigen Milliardäre, an Vorstände hiesiger Konzerne, an Parlamentarier: Wir brauchen dringend Fürsprecher für die Biodiversität und wir brauchen größere Spenden für unsere zu gründende gemeinnützige Firma zur Erforschung und Rettung der Artenvielfalt. Und selbst wenn sich niemand als RetterIn der globalen Tierwelt hervortun möchte: Nach Lektüre unseres Buches kann zumindest niemand mehr sagen, er / sie hätte von nichts gewusst!

Unser Ziel hier: Sehr gerne würden wir unser Buch Frau Dr. Merkel persönlich überreichen und ein paar Worte wechseln. Wir brauchen viel mehr TaxonomInnen, müssen raus aus einem furchtbar perspektivenlosen jahrzehntelangen Mangelsystem der taxonomischen Grundlagenforschung, und wir brauchen dringend auch einen zukunftsorientierten Taxonomierat aus aktiven, progressiven ForscherInnen!

Unsere wichtigsten Forderungen sind:

1) Anerkennung des globalen (Individuen- und) Artenschwundes als drängendstes und wichtigstes Umweltproblem überhaupt. Schon in 2-3 Jahrzehnten könnten etwa alle größeren primären Regenwälder und Korallenriffe verschwunden oder so gut wie tot sein. Kollabieren die ökologischen Systeme, bleibt keine Zivilisation übrig, die noch unter dem sich verschärfenden Klimawandel leiden müsste.

2) Prioritäre Ursachenbekämpfung – Es gibt wirksame Lösungen gegen das momentane Artensterben: Schluss mit Lebensraumzerstörung an Land und im Wasser; hin zu Schutzgebieten, ökologischer Landwirtschaft und nachhaltiger Fischerei- und Forstwirtschaft. Zusätzlich müssen die CO2-Emissionen drastisch sinken, viel stärker sogar als nach den Plänen des Pariser Klimaabkommens, sonst geht uns die irdische Vielfalt des Lebens auf Sicht von wenigen Jahrzehnten doch verloren. Und damit unsere Lebensgrundlage. Ein wichtiger Schritt zur CO2-Senkung wäre eine Kennzeichnungspflicht ökologisch-sozialer Daten von sämtlichen Produkten und Leistungen. Damit sich informierte Kunden verantwortlich entscheiden können, wenn sie wollen. Schon eine einfache Ökosozial-Ampel wäre ein gewaltiger Fortschritt hin zur Transparenz, hin zu echten Preisen inklusive der ökologischen und sozialen „Nebenkosten“, und damit zu einer besseren Welt. Absolut im Dienste der Gesellschaft: Die Menschen wollen weder Not und Elend für andere Menschen noch die Natur absichtlich zerstören!

3) Strafen für Umweltversagen und Abgaben für schädliche Stoffe und zerstörerische Maßnahmen in einem Fonds zur Erforschung und zum Schutz der Artenvielfalt bündeln. Und schon wäre die Finanzierungsfrage unseres Menschheitsprojektes, das hocheffizient als internationale Graswurzelbewegung engagierter TaxonomInnen durchgeführt werden soll, gelöst.

4) Basis-taxonomische Forschung massiv fördern, sofort! Klotzen statt kleckern, ideell und materiell, solange es noch Artenvielfalt und wissenschaftliche Expertise in den verschiedenen Tiergruppen gibt!

5) Schluss mit der unsinnigen Blockade nicht-kommerzieller taxonomischer Grundlagenforschung durch Access and Benefit Sharing (ABS) Maßnahmen. In der internationalen Konvention zur biologischen Diversität von Rio (CBD) ging es ursprünglich um die Erforschung, den Erhalt und den Nutzen von Vielfalt in den jeweiligen Ländern. Heute geht es aber vielen nur noch um Geld. Werden insbesondere „genetische Ressourcen“ ärmerer Länder kommerziell im Ausland genutzt, erscheint ein Vorteilsausgleich zwar nur fair. Doch ForscherInnen in ausgewiesenen, gemeinnützigen „Non-profit-Instituten“ sind die falschen Adressaten. Bizarrerweise treffen die Regulierungen für Pharma- und Kosmetikkonzerne nun insbesondere uns Artenbeschreiber. ABS, das an Vollbremsung erinnernde Bürokratenwerk, lähmt die globale Biodiversitätsforschung! Dabei bieten wir Wichtigeres als schnelles Geld, das wir sowieso nicht haben, nämlich Bildung, Wissen(stransfer) und nachhaltigen Nutzen. Nicht-kommerzielle Grundlagenforschung an Organismen, also neben Taxonomie etwa Ökologie oder Verhaltensforschung, muss daher im Rahmen von ABS von unerfüllbaren bürokratischen Hürden, juristischen Bürden und Geldgier befreit werden!

Liebe ChangerInnen, wir betonen nochmals: Angesichts des Klimawandels ist die biologische Krise, der dramatische Rückgang der Lebewesen bis hin zum Aussterben, wohl die größte Umweltgefahr für die Menschheit. Trotzdem passiert so gut wie nichts, weder die nötige Grundlagenforschung, noch der nötige Schutz. Beides hängt zusammen und beides muss sich unbedingt ändern! Bitte helfen Sie uns dabei, einen Termin bei unserer Bundeskanzlerin zu bekommen!

Jede einzelne Stimme hilft uns, beim Verschicken unserer Bücher an die „Reichen und Mächtigen“ auf die Relevanz unserer Sache hinzuweisen!

Mit 10.000 Stimmen im Rücken werden wir unsere Forderungen nach Erforschung und Schutz der Artenvielfalt bei den Mitgliedern der Koalitionsverhandlungen vorbringen.

Mit 100.000 Stimmen ersuchen wir um einen Termin bei der (alten und wohl auch neuen) Kanzlerin. Ihrem weithin geschätzten Pragmatismus als Naturwissenschaftlerin möchten wir einen Funken Begeisterung und Engagement für die noch zu rettende Lebewelt hinzufügen, es zumindest versuchen.

Herzlichen Dank für Eure Unterstützung!

Michael und Vreni

PS: Wir, Prof. Dr. Michael Schrödl und Dr. Vreni Häussermann, sind Biologen. Als Erforscher des Lebens haben wir es schlichtweg satt, hilflos zusehen zu müssen, wie die üppige Vielfalt des Lebens – die wir als Menschheit dringend brauchen – fast überall auf der Welt immer schneller vor die Hunde geht. Wir wollen informieren, wachrütteln und konkrete Lösungsansätze aufzeigen. Es ist allerhöchste Zeit die Arten zu erforschen und das große Artensterben zu stoppen!

Diese Petition wird versendet an:
  • Chancellor of Germany
    Angela Merkel